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Älter als die Universität
Das Psychologische Institut in Frankfurt
1905 – heute

GLEICHSCHALTUNG DER UNIVERSITÄT

IM NATIONALSOZIALISMUS  1933-1945

Ernst Krieck

ERNST KRIECK

Rektor der Goethe-Universität von 1933-1934

Am 26. April 1933 wurde Ernst Krieck als einziger Kandidat aufgrund eines ministeriellen Erlasses vom 21. April zum Rektor der Universität Frankfurt gewählt. Erst am Tag zuvor war er zum Professor für Pädagogik und Philosophie ernannt worden. Er war der erste Nationalsozialist, der Rektor einer deutschen Universität wurde. Seine Wahl sei der Beginn eines Bundes „zwischen dem Führer der Stadt, der Leitung der NSDAP und dem Führer der Universität“. Er kündigte die aggressive Säuberung und Gleichschaltung der Universität an:

„Es ist unser gemeinsames Ziel, aus der Stadt Frankfurt eine Hochburg des deutschen Geistes zu machen. Wir schreiten einer neuen Kultur entgegen, der vom Nationalsozialismus und seinem Führer mit der politischen Revolution die Bahn gebrochen ist.“

Eine der ersten Maßnahmen war die ÖFFENTLICHE BÜCHERVERBRENNUNG  auf dem Römerberg am 10. Mai 1933.

Bücherverbrennung

Das li­be­ra­le Frank­furt und seine mo­der­ne Uni­ver­si­tät schlos­sen sich der „Ak­ti­on wider den un­deut­schen Geist“ an. Die Bü­cher wur­den auf eine Mist­kar­re ge­la­den und von Stu­die­ren­den, Do­zen­ten, Par­tei- und SS-An­ge­hö­ri­gen sowie an­de­ren Frank­fur­tern zum Rö­mer­berg ge­bracht.

„Wie überall, so galt es auch in ihr das Schädliche und Gefährliche, das sich eingenistet hatte, rücksichtslos zu beseitigen, aber das Wertvolle zu erhalten und mit nationalsozialistischem Geiste zu erfüllen.“

Walter Platzhoff

Walter Platzhoff

Walter Platzhoff

Rektor der Goethe-Universität von 1934-1944

Kurz nach Hitlers Machtergreifung vertrieben die Nationalsozialisten alle jüdischen und politisch unliebsamen Wissenschaftler und Studenten aus den Universitäten. Die Universität Frankfurt trafen die Zwangsmaßnahmen besonders hart: 100 jüdische Wissenschaftler verloren im Frühjahr 1933 ihre Lehrbefugnis, ein Drittel aller Professoren mussten den Lehrkörper verlassen. Zahlreiche Studenten wurden zwangsexmatrikuliert. Aus der weltoffenen und liberalen Frankfurter Universität war eine gleichgeschaltete Hochschule geworden. Bereits am 7. April 1933 wurde auch am Psychologischen Institut der jüdische Lehrstuhlinhaber Max Wertheimer in den Ruhestand entlassen. Er emigrierte im Oktober 1933 mit seiner Familie in die USA.

Bücherverbrennung

DAS PSYCHOLOGISCHE INSTITUT UNTER DEM NATIONALSOZIALISMUS

Nach Wertheimers Weggang vertrat von 1933 bis 1942 Wolfgang Metzger die Psychologie in Vorlesungen und Übungen. Die Vertretung der Direktionsgeschäfte wurde vom emeritierten Friedrich Schumann übernommen.

Metzgers Forschungsinteressen waren rein wahrnehmungspsychologisch, aber auch Fragen der Kinder- und Jugendpsychologie nahm er in den Fokus. Seine Lehrbefugnis wurde 1934 um Philosophie erweitert, um auch Lehramtskandidaten prüfen zu können. Er betreute zahlreiche Doktoranden, auch einige, deren Themen noch von Max Wertheimer stammten (wie etwa Erika Oppenheimer, Erich Goldmeier und Edwin Rausch). So schien es für ihn eine Gratwanderung zu sein, zum einen noch Dissertationen von Wertheimer-Schülern zu leiten und andererseits in die SA (1933) und NSDAP (1937) einzutreten. Metzger vertrat vom Sommersemester 1937-38 den Lehrstuhl für Psychologie in Halle und reiste 14-tägig nach Frankfurt, um die verbliebenen Doktoranden zu betreuen und Vorlesungen abzuhalten. Der Hallenser Rektor Prof. Weigelt lehnte seine Besetzung, die Metzger sich erhofft hatte, aufgrund „größerer Zusammenhänge, die nicht an seiner Person lagen“, ab. In verschiedenen Gutachten über ihn zweifelte man jedoch seinen Wandel zum Nationalsozialist an und unterstellte ihm, dass er sich von früheren „liberal-marxistischen Kreisen“ nicht lösen konnte. Auf Antrag des Dekans, der den Misserfolg in Halle bedauerte, wurde Metzger 1939 zum nicht beamteten außerordentlichen Professor der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Frankfurt ernannt. 1942 wurde er schließlich auf eine freie Planstelle zum ordentlichen Professor an die Philosophische und Naturwissenschaftliche Fakultät und Direktor des Seminars für Philosophie nach Münster berufen. Metzger hatte fortwährend versucht, die Tradition der Frankfurter Schule der Gestaltpsychologie aufrecht zu erhalten.

Wolfgang Metzger

WOLFGANG METZGER

(1899 – 1979)

1941 wurde vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und der Unterrichtsverwaltungen der Länder die Diplom Prüfungsordnung für Studierende der Psychologie (DPO) erlassen. Im Vordiplom wurden Charakterkunde und Erbpsychologie, in der Hauptprüfung Erbbiologie und Rassenkunde zum Prüfungsfach.

Prüfungsordnung

Aus der Diplomprüfungsordnung für Studierende
der Psychologie (1941)

DAS PSYCHOLOGISCHE INSTITUT IN DER KRIEGSZEIT

Wolfgang Metzger setzte sich in hohem Maße für seinen Assistenten Edwin Rausch ein. Dieser musste zunächst belegen, einen aktiven Dienst in einer Gliederung der Partei zu leisten. Er schwor auf Adolf Hitler, seinen Amtspflichten sorgfältig nachzukommen. Zudem musste er beglaubigen, deutschblütiger Abstammung zu sein und dass seine Eltern und Großeltern nicht der jüdischen Religion angehörten.

Rauschs Forschungsinteressen galten der experi-mentellen Untersuchung seelischen Geschehens und ihrer logischen Grundlegung. Er vertrat den Lehrstuhl in Frankfurt während Metzgers Aufenthalt in Halle. Der Physiker Prof. Dr. Madelung wurde vertretungsweise Direktor des Psychologischen Instituts.

Ab 8.1.1940 wurde der Lehrbetrieb mit Kriegstrimester eröffnet. Durch den Krieg sank die Zahl der Studierenden und der Unterricht fand in einem sehr beschränkten Umfang statt, da sich Rausch größtenteils seiner Hauptbeschäftigung als Militärbeamter bei der Wetterbezirkszentrale wid-mete. Rausch sorgte dafür, dass die Bibliothek des Instituts und einige Apparaturen nach Ellwangen/ Jagst in das Staatsrentamt ausgelagert wurden. Dadurch konnte der Bestand erhalten bleiben.

Die Universität wurde durch die Bombenangriffe vom 22.3.1944 schwer zerstört, Rausch bat um Instandsetzung der Institutstüren und Verglasung der Fenster zum Schutz der Apparaturen während der kalten Jahreszeit sowie die Rückgabe des entliehenen Inventars. Überall herrschte Raumnot und man verhandelte um jedes Zimmer. Ab dem WS 1944/45 wurde eine Sperre für Neuimmatrikulationen für 1 Jahr ausgesprochen und Überlegungen angestellt, Fakultäten zu schließen oder zusammenzulegen. Am 1.2.1946 nahm die Universität den Lehrbetrieb wieder auf.

 

Edwin Rausch

EDWIN RAUSCH

(1906 – 1994)

Rausch Vereidigung
Rausch Erklärung
Vorlesungsverzeichnis SS 43